Hertha BSC möchte neue Spieler holen. Doch auf dem Transfermarkt bewegt sich wenig - und so lange die großen Clubs nicht auf Einkaufstour waren, gibt es für Hertha nichts zu holen. Auch beim Verkauf sieht es schlecht aus. Nur junge Spieler sind noch gefragt.
Warum nur geschieht nichts? Jene Frage dürfte sich Marko Pantelic in den vergangenen Wochen häufiger gestellt haben, als er es öffentlich zuzugeben bereit ist. Offiziell sagt der Serbe, der in seiner Heimat in Belgrad auf den bahnbrechenden Anruf eines Topklubs seiner gefühlten Kragenweite wartet, er „habe mehrere Optionen“, und: „Vielleicht entscheide ich mich noch diese Woche.“
Tatsächlich wiederholt Pantelic diesen Satz schon seit vielen Wochen, ja Monaten. Er nennt und schwärmt von Anfragen von AS Rom oder Galatasaray Istanbul – nur kam es niemals auch zum Vollzug. Dabei ist eine ganze Reihe von Klubs auf der Jagd nach einem verlässlichen Torschützen, der zu sein Pantelic in seiner Berliner Zeit hinreichend bewiesen hat. Und es sucht oder suchte neben ausländischer Konkurrenz ja auch eine ganze Reihe von Bundesligisten einen wie ihn: Bayer Leverkusen oder Werder Bremen. Schalke 04 oder der Hamburger SV. Der VfB Stuttgart nach Mario Gomez sowieso. Doch nichts geschieht.
„Genau das ist das Problem“, sagt Michael Preetz. Der neue Manager von Hertha BSC fühlt nicht etwa mit dem aussortierten Stürmer, sondern äußert seine Sorge aus ganz egoistischen Gründen. Solange der Markt, wie Preetz sagt, „nicht wirklich in Bewegung“ gerät und jene einkaufen und eingekauft werden, die an der Spitze der jeweiligen Bedarfsliste stehen, solange eint das Schicksal solche wie Pantelic und Hertha. Sie müssen warten, bis sie an der Reihe sind.
Gerade die Stürmerposition beurteilt Preetz momentan als „sehr schwierig“. Die Konkurrenz mit viel Geld auf dem Konto belauert sich gegenseitig. Wenn der erste tätig geworden ist, fallen alle anderen wie Dominosteine um – „aber das fehlt noch“, sagt Preetz. Er selbst muss infolge geringer finanzieller Mittel darauf warten, dass jene, die bei der Einkaufstour der großen und später auch mittleren Vereine übergangen wurden, anfangen, Hertha BSC als potenzielle Anlaufstelle in Erwägung zu ziehen.
Vier bis fünf Hertha-Spieler könnten viel Geld bringen
Doch selbst davor steht für den Berliner Bundesligisten, der am Donnerstag in die Vorbereitung auf die am 7. August beginnende Bundesligasaison 2009/10 startet, noch eine hohe Hürde. Ablösefrei müsste ein solcher Stürmer sein, dem als einem von insgesamt drei zu holenden Spielern zur Auflage gemacht wird, dass er die Mannschaft garantiert verstärken muss. Geld einsetzen kann Hertha frühestens, wenn zuvor ein Transferüberschuss von wenigstens fünf Millionen Euro erzielt worden ist.
Für einen solchen, nach Bundesliga-Maßstäben mittelgroßen Transfer kämen vier, bestenfalls fünf Hertha-Profis infrage: Stürmer Raffael, Mittelfeldspieler Gojko Kacar und die Innenverteidiger Arne Friedrich und Josip Simunic. Dazu Patrick Ebert, wenn der Mittelfeldspieler eine starke U21-EM spielt, die seine Eskapaden außerhalb des Platzes zu kaschieren hilft.
Einen Verkauf seines Ziehsohnes Raffael hat Trainer Lucien Favre intern bereits kategorisch ausgeschlossen. Auch Kacar erscheint aufgrund seiner Vielseitigkeit unverzichtbar.
Josip Simunic kommt nur schwer weg
Doch hier eröffnet sich schon das nächste Dilemma – und erklären sich manche der Lärmgebilde, die Hertha dieser Tage begleiten. Mit allen Mitteln versucht der schon 31 Jahre alte Simunic unter dem Vorwand eines von Favre angeblich (aber nicht auch tatsächlich) aufgebauten Konfliktes, seine festgeschriebene Ablösesumme von sieben Millionen Euro zu drücken, um so auf dem internationalen Transfermarkt wenigstens ein Stück interessanter zu werden. Denn längst ist nicht mehr jeder Spieler per se ein Verkaufsobjekt. Immer mehr Topklubs verfahren so, wie es Manchester United kürzlich in einem internen Thesenpapier festgelegt hat. Der entthronte Champions-League-Sieger hat für sich selbst zur Maxime erhoben, keine Ablösesumme mehr zu zahlen für Spieler, die 26 Jahre oder älter sind. In Zeiten langfristiger Verträge sind Profis nach Ablauf der branchenüblichen drei bis sechs Jahre kaum noch gegen Ablöse weiter veräußerbar; schon gar nicht für die einst bezahlte Summe.
Nun darf Hertha an dieser Stelle erleichtert aufatmen. Ob alt oder jung – ManU bedient sich gewöhnlich eher selten am Berliner Spielerfundus. Doch geht der Trend europaweit dahin, dass Besserverdiener wie Simunic nicht aus Qualitäts-, wohl aber aus Altersgründen wenig Interesse seitens der Konkurrenz hervorrufen. „Age before Ability“, also Alter-geht-vor-Können, nennt ManU seine künftige Strategie, die früher oder später auf den gesamten Markt durchschlagen wird. Der Trend der Reichen hin zur Jugend wird es den Klubs der zweiten und dritten Reihe weiter erschweren, Talente für sich zu begeistern – ein Weg, den insbesondere Favre mit den Berlinern gehen möchte.
Berliner Morgenpost
Donnerstag, 25. Juni 2009
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