Im Rheinland beginnt ein neues Zeitalter: Einen Tag vor dem offiziellen Trainingsbeginn des 1. FC Köln sprach Rückkehrer Lukas Podolski über seine Ziele mit dem geliebten Heimatverein. Und die sind ambitioniert. Der 24-Jährige möchte mit dem Geißbockklub möglichst bald in der Champions League spielen.
Wahrscheinlich wären zwei tatsächlich einer zu viel gewesen. Auf dem Rasen, von dem Christoph Daum neulich noch glaubte, er sei der passende Ort, um mal so richtig effektvoll zu heiraten, auf dem grünen Rasen also nahm sich Lukas Podolski am Mittwoch den Ball, und drosch ihn ins Netz. Einfach rein. So geht das. Ohne Schnörkel. Ohne Versprechungen. Podolski glaubt, nein er weiß, der grüne Rasen des RheinEnergie-Stadions zu Köln ist der richtige Ort, um Tore zu schießen. Und deshalb ist er an diesen Ort zurück gekommen.
Er hat keine Mission. Und schon gar nicht ist er der Messias. Das ist Daum-Vokabular, sich selbst entlarvend. Der Trainer hinterließ in Köln das Unwort des Jahres: die „Herzensangelegenheit“ sollte die Motivation beschreiben, im Grunde doch unter seinem Niveau zu arbeiten. Dann kam Fenerbahce Istanbul, und kaufte das Herz weg.
Möglichweise ist der Kölner an sich etwas anfällig und leicht zu begeistern, wenn es um die Heldenverehrung geht. Wieder kehrt also ein verlorener Sohn zurück, und diesmal ist alles noch mehr, noch lauter, noch verrückter. Gestern erschien die örtliche Boulevardzeitung „Express“ mit einer 22-seitigen Beilage und der frohen Botschaft: „Hä es widder do!“ Präsident Wolfgang Overath sieht zu, dass die Erwartungen nicht sinken: „Für den FC bricht jetzt eine neue Zeit an.“ Und doppelseitig erscheint ein Willkommensposter der besonderen Art. Unzählige Pixel bilden das Portrait Podolskis, jedes Pixel ist käuflich zu erwerben (ab 25 Euro aufwärts), selbst Michael Schumacher huldigt mit seinem Bild dem Wiederkehrer.
Am Donnerstag ist Podolskis erster Arbeitstag und er kann ihn kaum erwarten. Der Hype wird den nächsten Höhepunkt erreichen, wegen des zu erwartenden Auftriebs wurde das erste Training gleichmal ins RheinEnergie-Stadion verlegt, die Fans wollen dem Idol persönlich huldigen, 20.000 werden es mindestens sein, es werden aber auch schon 50.000 geschätzt, dann wäre das Stadion voll.
Am Mittwoch surrten schon mal die Kameras, flitzten Stifte über die Notizblöcke, Podolski wurde der Presse präsentiert. Selbst Frau Zhong vom chinesischen Fernsehen wurde ihre Frage los („Wie fanden Sie China?“), der smarte Jungstar blieb keine Antwort schuldig. Natürlich hat er sich mit jeder Meisterschaft, jedem Pokalsieg, jedem Champions-League-Spiel ein Stück weiter entwickelt, die Kölner kriegen einen anderen Podolski zurück, heute füllt er mit gescheiten Antworten auch schon mal halbseitige Zeitungsinterviews. In Kreta hat er kurz Urlaub gemacht, seit anderthalb Wochen besuchte er fast täglich die Geschäftsstelle, traf Trainer, Manager, Präsident. In Müngersdorf, also im Schatten des Stadions, baut der Heimkehrer ein Haus. Alles ist gerichtet. Die Frage ist: wofür? Tunlichst mühen sich die Verantwortlichen, den Druck von seinen Schultern zu nehmen. „Wir wollen ja nicht schon in zwei Jahren um Meisterschaft oder Champions League mitspielen“, sagt Michael Meier, der Manager. Auf die Formel, dass das Kölner Spiel mit Podolski schlichtweg besser und kreativer und ansehnlicher, ja auch erfolgreicher werden soll, hat man sich geeinigt, jedes Jahr ein bisschen mehr, „und irgendwann dann doch Champions League, oder?“ Das fragt Podolski.
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