Samstag, 30. Mai 2009

Endspiel nach dem Finale: Labbadia provoziert Rauswurf

Für Bruno Labbadia wird es nach dem DFB-Pokalfinale in Berlin noch ein Endspiel um den Trainerjob bei Bayer 04 Leverkusen geben. In einem am Tag des Finals gegen Werder Bremen veröffentlichen Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» provozierte der Ex-Profi mit einem Rundumschlag den vorzeitigen Abschied. «Der Zeitpunkt ist unglücklich, aber ich sehe es nicht als Provokation, man sollte es nicht überdramatisieren», sagte der Geschäftsführer des Werksclubs Wolfgang Holzhäuser am Samstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Bei einem Treffen mit Sportdirektor Rudi Völler und Labbadia soll am Dienstag die enttäuschende Fußball-Bundesligasaison (Platz neun) analysiert und Tacheles geredet werden. «Wir haben ja jetzt eine Gesprächsgrundlage», meinte Holzhäuser, der immer noch an eine Fortsetzung der Zusammenarbeit interessiert ist: «Ich habe an der Arbeit des Trainers nichts auszusetzen, abgesehen von Nuancen.»Dagegen erhebt Chefcoach Labbadia fundamentale Kritik, klagt über fehlende Rückendeckung und eine clubinterne Kampagne gegen ihn sowie eine Komfortzone für die Spieler. «Sicher ist: Es müssen sich einige Voraussetzungen ändern», forderte der 43-jährige Ex-Stürmer unabhängig von Sieg oder Niederlage im DFB-Pokalendspiel. «Ein Weiter-so kann es ja für beide Seiten nicht geben.» Deshalb sei es wichtig für ihn, einiges schon vor dem Finale in Berlin anzusprechen. «Ich will kein Netz und keinen doppelten Boden», sagte Labbadia.

Er habe genau registriert, was sich in den vergangenen Monaten zusammen gebraut habe und die Mannschaft darauf vorbereitet, «dass diese Kampagne nicht aufhören wird, weil zu viele an der Fortsetzung ein Interesse haben». Labbadia: «Von Anfang an war die Zusammenarbeit nicht spannungsfrei.» Sicher hätten einige gedacht: da kommt jetzt einer von draußen und weiß alles besser. «Und so wurde bei jeder Niederlage die Arbeit infrage gestellt», resümierte Labbadia, dessen Team in der Rückrunde nur 17 Punkte holte und ein Heimspiel gewannen.

Dabei sei er vor einem Jahr vom Zweitligisten Greuther Fürth gekommen, um die junge Mannschaft weiterzubringen und den Club vom Makel des «ewigen Zweiten» zu befreien. «Ich hatte in Gesprächen darauf hingewiesen, dass wir raus müssen aus der Komfortzone. Aber letztlich bin ich damit angeeckt», berichtete Labbadia, der vor allem zu viele Privilegien für die Spieler durch die Vereinsführung beklagt: «Zu oft verlangt man aber in Leverkusen, den Spielern Dinge zuzugestehen, damit sie sich wohlfühlen.»

Den Profis behagt hingegen sein hartes Training und sein harscher Umgang mit ihnen nicht. Sie sollen sich in einer angeblichen Abstimmung mit großer Mehrheit gegen den Coach ausgesprochen haben. «Mir wird ja eine zu kritische Haltung zu vielen Dingen nachgesagt. Außerdem würde ich die Mannschaft nicht genug schätzen», sagte Labbadia. «Meine vordringliche Aufgabe ist es aber nicht, bester Freund der Spieler zu sein.»

Bayer-Sportchef Völler sprach von «ein paar Reibereien», die es gegeben habe, gab aber auch zu: «Klar ist Bruno manchmal etwas verbissen, aber er wird seinen Weg finden und noch ein bisschen lockerer werden.» Ähnlich charakterisiert Holzhäuser seinen Angestellten: «Er ist ein Trainer, der in der Endphase der fußballerischen Sozialisierung steckt.» Beim Club-Gipfeltreffen am Dienstag wird entschieden werden, ob Labbadia bei Bayer seine Reifeprüfung noch ablegen kann. «Bruno Labbadia hat klare Vorstellungen», sagte Holzhäuser. «Er muss aber auch wissen, dass er in ein funktionierendes Gebilde gekommen ist und wir ebenso klare Vorstellungen haben.»

transfermarkt.de

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