Wie Kai aus der Kiste zauberte der FC Bayern am Montag Jupp Heynckes auf den Tisch. Ex-Coach Ottmar Hitzfeld und Nachwuchstrainer Hermann Gerland waren gehandelt worden, aber dass ausgerechnet Heynckes jetzt die Mannschaft in die Erfolgsschiene führen soll, hätte schon zuvor kaum jemand für möglich gehalten. Dass Heynckes aber ein guter Freund des Bayern-Managers ist, war allgemein bekannt, hinter den Kulissen wird auch gesagt, dass der Ex-Trainer den Transfer des jungen Mönchengladbachers Alexander Baumjohann zu den Bayern stark befürwortet habe. Aber als Feuerwehrmann?
Zumindest eines steht fest: Wenn man einen Gegenentwurf zu Klinsmann gesucht hat, ist sein Nachfolger wohl der richtige Mann, Uli Hoeneß betonte jedenfalls schon in der Pressekonferenz, man habe sich für einen "Fußballlehrer" entschieden – und das sei etwas, was die Mannschaft jetzt brauche.
Und sein Vorgänger? Jürgen Klinsmann ist gescheitert, keine Frage. Aber er ist auch nur ein Bauernopfer, gescheitert sind vor allem Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und sogar der scheinbar über allem schwebende Franz Beckenbauer mit dem im Hintergrund agierenden Paul Breitner. Gescheitert ist auch die antiquierte Vereinsführung nach Gutsherrenart, wo die Verantwortlichen sich selbst immer noch höhere Kompetenz als ihren Trainern zubilligen. Nachdenken sollte man beim FCB über Strukturen und Entscheidungswege, sonst wird sich die Negativentwicklung der jüngeren Vergangenheit fortsetzen - unabhängig vom Erfolg des Fünf-Spiele-Auftritts von Trainergespenst Heynckes.
Die wichtigsten Gründe für das missglückte Experiment sind auch durch den Trainerwechsel nicht aus der Welt geschafft worden. Klinsmann hatte sich zwar als Reformator gegeben, auf dem Fußballplatz wurde allerdings wenig experimentiert und das liegt vor allem an einem Spieler: Franck Ribery. Seit seiner Verpflichtung 2007 ist der Franzose der herausragende Bundesliga-Spieler, mit seiner Form steht und fällt allerdings auch das Spiel des deutschen Rekordmeisters. Diese Abhängigkeit ist ein Problem, das zweite besteht darin, dass der Franzose im Grunde das Spielsystem diktiert. Denn Ribery ist allen Behauptungen der Münchner Führungsetage zum Trotz, nur auf einer Position Weltklasse: Wenn er links außen im Mittelfeld spielen kann, mit einem Verteidiger als Absicherung hinter sich. Damit ist ein 4-4-2 wie es Bayern spielt im Grunde vorgegeben und daran scheitern alle Experimente mit einer Raute oder einer Dreierkette in der Abwehr. Das sollte man wissen bei Bayern, nur müsste man dann auch konsequent danach einkaufen und den Kader entsprechend zusammenstellen.
Ein Problem in diesem Zusammenhang ist die Abwanderung von Talenten, wobei die Tauglichkeit für eine Weiterbeschäftigung wohl nur oberflächlich geprüft wurde. In der Winterpause verlieh man Verteidiger Georg Niedermeyer und Supertalent Toni Kroos, im Sommer verkauft man Lukas Podolski (24) und Mats Hummels (20, bisher schon an Dortmund verliehen) und verpflichtet stattdessen einen Kroaten (Ivica Olic, 29) und einen Ukrainer (Anatoli Timoschtschuk, 30). Schon im vergangenen Sommer hatten die deutschen Nationalspieler Jansen und Schlaudraff das Weite gesucht.
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